Radio loco-motivo den Stecker ziehen?

Loading

Interview mit Matthias Bänninger von den Psychiatrie Erfahrenen Schweiz / Interviewer: Thomas Spöri / Münsingen, den 26.01.2021

T.S.:
Vor ein paar Jahren noch, hast Du ab und an bei Radio loco-motivo Interviews geführt und sogar einen Trialog moderiert, weshalb bist Du heute nicht mehr dabei?

M.B.:
Schon als man mich angeheuert hat bei Radio loco-motivo mitzumachen, habe ich mich gefragt, ob das den wirklich ein Sendeformat für Psychiatrie Patienten ist?

Über mehrere Jahre nämlich betreiben wir nun schon den Internetblog der Psychiatrie Erfahrenen Schweiz und da kommen uns ganz andere Stories von Psychiatrie Patienten zu Ohren. Unter anderem von der Station Etoine der UPD und auch von den Stationen 46 / 47 / 27 / 26 des PZM in Münsingen welche von einer Psychiatrie berichten, welche nicht so allerwelts human zu sein scheint, wie es über das Sendeformat von Radio loco-motivo grösstenteils dargestellt wird.

Man achtet selbstverständlich bei Radio loco-motivo immer darauf einen sog. «Experten der Psychiatrie» mit an Bord zu haben z.B. in einem Trialog oder in einem Interview.

Doch leider haben sich wohl die meisten beim Team von loco-motivo gedacht, ich sei so dumm und würde beim Interviewen nicht merken, dass eben diese sog. «Experten der Psychiatrie» selbstverständlich allesamt die Lieder singen wessen Brot sie essen. Über die paar Jahre, die ich bei Radio loco-motivo dabei war, ist mir genau dies immer wieder überaus Sauer aufgestossen.

Kommt dazu, dass ich mich immer wieder gefragt habe, wer wohl das viele Geld bezahlt, dass Radio loco-motivo bei Radio RaBe jährlich bezahlt um jeden Monat einmal auf Sendung zu gehen?

Nun, heute weiss ich, dass es unzählige Institutionen sind, die selber mit der Psychiatrie Business treiben oder gar selbst Psychiatrie sind.

Da wundert es kaum, dass diejenigen, die heute noch dabei sind, immer schön brav in dasselbe Horn lavieren müssen, wo auch der ganze Geldsegen herkommt, den man möchte ja weiterhin auf Sendung bleiben und Finanzkräftige Sponsoren nicht verärgern.

D.h. wird es z.B. mit ganz grosser Wahrscheinlichkeit auch nie ein Interview geben mit Mitarbeitern von Psychexodus ehem. Psychex oder der Irrenoffensive in der BRD. Jedenfalls keines, welches dann über den Äther gesendet würde.

Wie berechtigt jedoch scharfe Psychiatriekritik ist, lässt sich auch der Fundamentalkritik der Zwangspsychiatrie von RA Edmund Schönenberger entnehmen.

Tja, es ist halt so in diesem Land, wer zahlt befiehlt und dessen Meinung wird verbreitet. Dabei wären es eigentlich gerade die Psychiatrie Erfahrenen, derer Meinungen in diesem Land systematisch und konsequent abgewürgt werden, weil sie eben gerade wenig bis überhaupt kein Geld haben um sich gehör zu verschaffen, welche einen Platz in den Medien bekommen sollten.

Ich hatte es zum Kotzen satt, brav wie ein Sängerknabe ins Horn der Psychiatrie Befürworter zu lavieren und mit irgendwelchen Floskeln der Psychiatrie um mich zu schlagen.

Das war und ist eigentlich der Hauptgrund warum und weshalb ich den Hut genommen habe bei Radio loco-motivo.

«Durch Jahrelange Internierung auf geschlossenen Psychiatrie Stationen, hatte ich unzählige Male mit eigenen Augen und Ohren erfahren, wie Menschenrechtswidrig die Psychiatrie mit jenen verfährt, die ihren Stumpfsinn und Blödsinn nicht glauben und sich z.B. einer Medikation verweigern.

Einer solch perversen und obszönen Industrie bereite ich nicht noch den roten Teppich aus.

Nein, mit mir nicht.»

Aber wirklich leidtun mir diejenigen vom loco-Team die geglaubt haben, ich sei so naiv und dumm und hätte das Ganze von Anfang an nicht durchschaut.

Tja, wer andern eine Grube gräbt fällt selbst hinein!

Deshalb ziehen wir Radio loco-motivo auf der Internetseite der Psychiatrie Erfahrenen Schweiz heute nun definitiv den Stecker!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.